Gewirbeltes Wasser - Pseudowissenschaft aus dem Bioladen

Bioläden sind gut und wichtig. Eigentlich sollte es nur Bioläden geben, denn die implizite Idee dahinter Lebensmittel und andere Dinge des täglichen Bedarfs zu verkaufen, bei denen der Hersteller keine Gewinnmaximierung sondern eine Qualitätsmaximierung anstrebt scheint mir aus Kundensicht sehr sinnvoll.
Leider wird diese gute Idee häufig durch Pseudowissenschaften, die in diesen Bioläden verbreitet, unnötig diskreditiert. Ein aktuelles Beispiel dazu ist das "gewirbelte Wasser", dass die Firma Sonnet ihren Wasch- und Putzmitteln zusetzt. 
So liest man auf der Herstellerseite:
Aus der Verantwortung für die Renaturierung des gebrauchten Wassers durch Waschen und Reinigen, setzen wir unseren Produkten im Oloid rhythmisierte Substanzen zu und arbeiten mit Prozesswasser, das in zwölf eiförmigen Glasgefäßen verwirbelt wird.


Etwas mehr "Informationen" findet man bei http://www.cosmia.de/201303/201303s04a.php :
Gewirbeltes Wasser: Die Firma Sonett schickt das gesamte Produktionswasser – am Tag sind das etwa 5000 bis 7000 Liter – durch eine sogenannte Verwirbelungsanlage. Dabei fließt das Wasser ohne Druck durch zwölf ­eiförmige Glasgefäße, in jedem befindet sich in der Mitte ein anderer Edelstein. Das Wasser umwirbelt die Edelsteine (ähnlich wie wenn man in der Badewanne den Stöpsel zieht) und soll dabei deren Energien aufnehmen. „Mit der Wirbelbewegung unterstützen wir zugleich die Lebendigkeit und die Vitalqualität des Wassers“, sagt Gerhard Heid von Sonett. „Chemisch analytisch bleibt das Wasser das gleiche, aber sein innerer Zusammenhalt und das Energiepotenzial verändern sich grundlegend.“ Die spagyrische Kristallisation zeige anschließend die Qualität eines „Quellwassers aus unberührten Gegenden“.
Wer sich jetzt fragt: "Was zum Teufel soll das heißen?", der ist wohl so wie ich, noch nicht abgehärtet genug, solchen Unsinn einfach zu überlesen. Fangen wir mal mit dem ersten Fremdwort an:

  • http://de.wikipedia.org/wiki/Oloid : Am besten sieht man die Struktur meiner Meinung nach noch im Fadenspannmodel (besser nicht auf den Preis achten): http://www.kuboid.ch/store/de/oloid/31-oloid-fadenspannmodell.html . Das Oloid ist also wirklich ein mathematisch faszinierender Körper. (Die Firma Sonnet benutzt auch ein stilisiertes Oloid als Logo). Warum aber das Wasser gerade in solchen Glasgefäßen solcher Form gewirbelt werden sollte ist völlig unklar. 
  • Zum Thema Edelsteine und Wasser zitiere ich mal von http://www.wasser-hokuspokus.de/edelsteinwasser.php :  Vielmehr kommt bei diesen Behauptungen der uralte Aberglaube an die Zauberkraft von Kristallen in den Sinn. Aus diesem Grund wurden und werden diese immer noch in Amuletten, Zauberringen und dergleichen verwendet. So gesehen ist die Verwendung von Kristallen zur Energetisierung von Wasser nur eine Abart dieses Aberglaubens. Die heilsame Wirkung auf Wasser und Mensch ist damit auch nur Glaubenssache: Edelsteinwasser ist „Hokuspokus”. Durch den Einsatz von Edelsteinen outet sich die Firma Sonnet als Anhänger dieses Aberglaubens. Wozu? Mein Vertrauen in ihre Produkte wird dadurch nicht gerade besser, denn wenn sie schon daran glauben, woran glauben sie noch? Vielleicht an den Weihnachtsmann? Hexen? Menschenopfer?
  • http://de.wikipedia.org/wiki/Spagyrik bezeichnet die pharmazeutische und therapeutische Umsetzung der Alchemie. Die spagyrische Kristallisation ist also ein alchemistisches Verfahren, wobei nicht ganz klar ist (bei Alchemie ist eigentlich nie etwas klar), was sie da genau machen oder nachweisen wollen. Aus dem Artikel http://www.sueddeutsche.de/wissen/teil-spagyrikclustermedizin-vergebliche-suche-nach-dem-universalmittel-1.923406 glaubt man zu verstehen, dass sie eigentlich nicht Kristallisation meinen, sondern vermutlich Destillation. Denn Den Maßgaben des Heilpraktikers zufolge werden verschiedene Proben von Blut, Urin und anderen Körperflüssigkeiten des Patienten über Erhitzung kristallisiert. Aber wenn man Flüssigkeiten wie Wasser erhitzt, dann kristallisieren sie nicht, sie verdampfen. Das übriggebliebene Destillat ist nach dem Abkühlen dann vielleicht in Kristallform. Alles in allem will uns Sonnett mit ihrem Hinweis auf spagyrische Kristallisation wohl sagen, dass sie nicht zwischen Destillation und Kristallisation unterscheiden können. Wenn sie dass aber schon nicht können, wie soll man ihnen dann glauben, dass ihre Produkte biologische abbaubar und ungefährlich sind? Haben sie das auch nur mit spagyrischer Kristallisation nachgewiesen? 
Es ist mir wirklich unklar, wozu Sonett sich und ihre Produkte selbst diskreditiert. Ich würde mir echt wünschen, dass sie das nur aus Marketinggründen schreiben um vielleicht mehr heidnische(?) Kunden zu bekommen. Aber auf ihrer Webseite sieht man, dass sie das offenbar ernst nehmen und tatsächlich einen solchen Wasserwirbler einsetzen: http://www.sonett.eu/index.php?id=100 .
Liest man http://www.schwaebische.de/region/bodensee/markdorf/rund-um-markdorf_artikel,-Etikettieren-in-17-Sprachen-_arid,5424853.html so sieht man, auf welcher Denkweise das alles kommt: Vor seiner Zeit bei Sonett war er Geschäftsführer einer anthroposophisch-heilpädagogischen Schule in der Schweiz. Sonett gehört also wie Demeter in das Umfeld der  http://de.wikipedia.org/wiki/Anthroposophie. Über diese will ich mich hier gar nicht auslassen, der Wikipedia-Artikel sagt alles. 
Das alles ist sehr schade. Wie gesagt, ich bin eigentlich ein Freund der Bioläden, da ich für gute Qualität durchaus bereit bin mehr zu zahlen. Firmen wie Sonett jedoch zerstören für mich die gute Idee, indem sie zusammen mit ihren Produkten mir auch ihren kruden, pseudowissenschaftlichen Aberglauben aufdrängen. Warum können sie das nicht einfach sein lassen? 
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