Ekaterina Schulmann war eine der ...
Ekaterina Schulmann war eine der intelligentesten Personen Russlands. Ich sage war, weil auch sie inzwischen aus Russland fliehen musste und mit einem Bosch-Stipendium nach Berlin gekommen ist. Das ganze Interview ist äußerst lesenswert, aber besonders bemerkenswert finde ich ihren Schlussgedanken:
“Was, glauben Sie, sieht der Westen in diesem Konflikt mit Russland falsch?
Ich weiß es nicht. Tatsächlich haben ja westliche Regierungen den Beginn des Krieges richtig vorhergesagt, als wir in Russland noch glaubten, dass der Truppenaufzug an der Grenze nur dazu da wäre, ein diplomatisches Ziel zu erreichen. Der Westen lag also richtiger als wir. Es gibt das Sprichwort: den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. Das ist der Fluch des Experten: Man neigt dazu, sich auf die einzelnen Bäume zu konzentrieren, und man studiert diesen Baum und jenen Baum mit all den Insekten, die auf ihm krabbeln, und jeden Ast und jede Nadel. Und dann bricht ein Waldbrand aus und man wird gefragt: Warum hast du das Feuer nicht vorhergesehen? Wer hat es entzündet? Wann wird es enden? Was ist sein Sinn? Und wo sind jetzt deine ganzen Bäume? Das ist so in etwa die Situation, in der wir uns befinden.”
Russische Politologin: „Was haben wir übersehen?“
Die Politikwissenschaftlerin Ekaterina Schulmann erreicht in Russland mit bildungspolitischen Sendungen im Radio und auf Youtube Hunderttausende. Seit Kurzem ist sie in Berlin und wurde als „ausländische Agentin“ gebrandmarkt